Daniel Freund

9. Juni 2021 Antikorruption

Interessenkonflikt von Andrej Babiš: Einsatz des Rechtsstaatsmechanismus prüfen

Mit der Veröffentlichung ihres Auditberichts bestätigte die Kommission im April den Interessenkonflikt des tschechischen Premierministers Andrej Babis. Nun fordert das Europaparlament Konsequenzen. Heute (Mittwoch) stimmen die Abgeordneten über eine entsprechende Resolution ab, in der sie fordern, den Interessenkonflikt sofort aufzulösen. Zudem soll die Europäische Kommission die Anwendung des Rechtsstaatsmechanismus im Falle von Tschechien prüfen. Eine Mehrheit für die Resolution gilt als sicher.

Bereits seit Mitte 2018 war bekannt, dass Babis durch seine Rolle als Premierminister und Eigentümer des Agrofert Unternehmens, welches im großen Stil von EU Geldern profitiert, in einem Interessenkonflikt steckt. Die Kommission leitete daher Anfang 2019 eine Untersuchung ein, die sie nun zum Abschluss brachte. Während der Untersuchung wurden bereits ein Teil der EU Zahlungen an Agrofert gestoppt. Ein Großteil der Mittel fließt aber weiterhin in der Form von Agrar-Direktzahlungen.

Daniel Freund, Mitglied im Haushaltskontrollausschuss, kommentiert:

„Der Rat darf dem tschechischen Ministerpräsidenten seinen massiven Interessenkonflikt nicht länger durchgehen lassen. Es ist nicht akzeptabel, dass Andrej Babiš über EU Milliarden verhandelt und selbst einer der größten Empfänger dieser Gelder ist. Der Rat muss erklären, wie er die Verhandlungen um den EU-Haushalt und das Wiederaufbauprogramm vor diesem ständigen Interessenkonflikt schützen will. Wir fordern die Europäische Kommission auf, den Einsatz des Rechtsstaatsmechanismus zu prüfen, um einen Schaden für die europäischen Werte und den EU-Haushalt abzuwenden. Die Menschen in Tschechien und der ganzen Europäischen Union müssen sicher sein, dass EU Entscheidungen frei von Interessenkonflikten sind. Und dass Ihr Steuergeld nicht diejenigen bereichert, die die Verteilung der Gelder verhandeln.“

5. Insists that a conflict of interest at the highest level of government of a Member State, now confirmed with the publication on 23 April 2021 of the final Commission report on the audit of the functioning of the management and control systems in place to avoid conflict of interest in the Czech Republic, cannot be tolerated and must be fully addressed by:

a) taking measures that will ensure that Prime Minister Babiš no longer has any economic interest or other interests falling within the scope of Article 61 of the EU Financial Regulation or Czech Conflict of Interest Act in relation to Agrofert group, or

b) ensuring that the business entities under Prime Minister Babiš’s control cease to receive any funding from EU funds, public subsidies or funding distributed by all levels of public authorities across the EU, or

c) fully abstaining from participation in any EU decision-making process which might directly or indirectly concern the interests of the Agrofert group; stresses, however, that in the light of the functions and powers of the Prime Minister and members of his government, it seems doubtful that such a measure could adequately address the conflict of interest in practice, if the persons in question continue to exercise their public functions, and that resigning from public duty therefore constitutes a more adequate means to fully address the conflict of interest;

(...)
36. Calls on the Commission to assess the above situation, together with Prime Minister Babiš’s influence on Czech media and on the judicial system, with a view to identifying breaches of rule of law and, if confirmed and on the ground of its findings, activate in due time the conditionality mechanism for the protection of the Union’s budget