Daniel Freund

15. Dezember 2022 Antikorruption

Qatargate: Europaparlament will mit strengeren Lobbyregeln Korruption eindämmen

Heute Mittag (15.12.2022) hat das Europaparlament nach der Abwahl von Eva Kaili die ersten politischen Konsequenzen gezogen. Die wichtigsten Forderungen:

  • Generalüberholung der Lobbyregeln des Parlaments durch einen Sonderausschuss, der Vorschläge für eine Reform vorlegt
  • Vertreter von Drittstaaten sollen ins EU-Lobbyregister, das Register soll gestärkt werden
  • für ein unabhängiges EU-Ethik-Gremium muss die Kommission endlich einen Vorschlag vorlegen, wie das Parlament schon im September 2021 auf meinen Vorschlag beschlossen hat
  • Abgeordnete sollen ihr Vermögen offenlegen, zu Beginn und zum Ende des Mandats um die Verwendung illegalen Geldes erheblich zu erschweren (335 ja, 175 nein, 54 Enthaltungen)
  • Abgeordnete sollen abkühlen vor einem Wechsel in Lobbyismus, wenn sie das Parlament verlassen (293 ja, 203 nein, 63 Enthaltungen)

 

Daniel Freund (Grüne), Berichterstatter des Europaparlaments für eine unabhängige Ethikbehörde, kommentiert:

“Das Europaparlament ist zu anfällig für intransparente Einflussnahme. So wie bisher, darf es nicht weitergehen. Wir brauchen jetzt eine Generalüberholung der Lobbyregeln, damit der Einfluss von Dritten auf die Europäische Demokratie transparent wird. Drittstaatenlobbying gehört ins Lobbyregister. Vermögensverhältnisse von Abgeordneten sollen offengelegt werden. Abgeordnete sollen abkühlen bevor sie in Lobby-Anschlussjobs wechseln. Regeln sollen von einer unabhängigen Ethikbehörde kontrolliert werden.

Es ist ein gutes Zeichen, dass sich das Parlament im Zeichen des Skandals erstmals für die Offenlegung der Vermögen aller Abgeordneten positioniert. Wenn kontrollierbar ist, ob Vermögen den transparenten Einkommen entspricht oder unerklärlich größer wird, schreckt das Korruption ab und macht es schwieriger das Geld auszugeben. Auch eine Abkühlzeit für Abgeordnete ist wichtig, um schon den Eindruck zu verhindern, dass sie eher anschließenden Arbeitgeber*innen zuhören als ihren Wählerinnen und Wählern.

Der Versuch der Christdemokraten, Nichtregierungsorganisationen unter Generalverdacht zu stellen, ist schäbig und gefährlich. Der entsprechende Antrag der AfD-Fraktion (ID) ist zum Glück gescheitert, trotz der Unterstützung durch die Christdemokraten. Nur weil Fake-NGOs in den Skandal verwickelt zu sein scheinen, dürfen NGOs nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Das liefert sonst eine gefährliche Vorlage für Diktatoren in Katar und anderswo, Aktivisten für Menschenrechte und gegen Korruption zu drangsalieren.”

 

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DIE WICHTIGSTEN ABSÄTZE der “gemeinsamen Entschließung zum Korruptionsverdacht gegen Katar und zu der umfassenderen Notwendigkeit von Transparenz und Rechenschaftspflicht in den Organen der EU”

 

Calls for a special committee tasked with identifying potential flaws in the European Parliament’s rules on transparency, integrity and corruption and making proposals for reforms, building on the work of the Committee on Constitutional Affairs and best practices in other parliaments; (draft resolution)

 

Believes that the EU transparency register should be strengthened by increasing the budget and the number of staff, so that it is able to verify the information provided by applicants and registrants more thoroughly; believes furthermore that its scope should be expanded to include representatives of non-EU countries; (draft resolution)

 

Urges the Commission to put forward a proposal to set up the ethics body as soon as possible, in line with Parliament’s resolution of 16 September 2021; (draft resolution)

 

Believes that a declaration of assets by Members at the beginning and end of each mandate would offer additional safeguards against corruption, following the example of many Member States; believes that the asset declaration could be accessible only to relevant authorities to allow them to check whether declared assets fit with declared incomes when faced with instances of substantiated allegations, which would make spending illegal proceeds substantially more difficult; (AM 20 Daniel Freund and more than 36 MEPs)

 

Recommends a revision of the Staff Regulations, especially Article 22(c) thereof, in order to align it with the standards of the Whistleblower Directive; calls on the Bureau, in the interim, to immediately revise Parliament’s Internal Rules Implementing Article 22(c) of the Staff Regulations to bring them in line with the protections provided for in the Whistleblower Directive;  (AM 21 Daniel Freund and more than 36 MEPs)

 

Proposes to introduce a cooling-off period for former MEPs to avoid the negative effects of the so-called phenomenon of revolving doors; (AM 16 Greens/EFA)

 

all draft motions for resolution and all amendments by all political groups: https://www.europarl.europa.eu/plenary/en/motion-details.html?reference=RC-B9-0581-2022 

 

narrowly defeated was AM 3 by the extreme right-wing ID group:

Notes that NGOs were allegedly used in this case as vectors of foreign interference in European parliamentarism; calls for a review of the current rules for NGOs, in particular those related to governance, budget, anti-money-laundering, foreign influence and persons of significant control, with the aim of increasing their transparency and accountability;

Das Europaparlament ist zu anfällig für intransparente Einflussnahme. So wie bisher, darf es nicht weitergehen. Wir brauchen jetzt eine Generalüberholung der Lobbyregeln, damit der Einfluss von Dritten auf die Europäische Demokratie transparent wird.