Daniel Freund

14. Februar 2025 Demokratie

VOLT im Wahl-O-Mat an erster Stelle? Warum ihr trotzdem Grün wählen solltet!

Einige von Euch haben mich im Wahlkampf bereits darauf angesprochen: Der Wahlomat zeigt nach allen beantworteten Fragen VOLT an erster Stelle – und nicht die Grünen. Ist das jetzt ein Grund, die lila Partei auch zu wählen? Auch wenn ich mit den Kolleg*innen von VOLT gut zusammenarbeite, würde ich Euch empfehlen, Ihnen bei der Bundestagswahl nicht Eure Stimme zu geben. Hier sind meine Gründe:

  1. Fünfprozenthürde: VOLT hat bei der Europawahl 2,6% geholt. Und es gibt auch jetzt keine Anzeichen dafür, dass es bei der Bundestagswahl mehr werden. Aufgrund der Fünfprozenthürde wäre diesmal die Stimme verschenkt.  Am Ende fehlen diese Stimmen den Grünen im Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD. Denn welche Partei hier am Ende vorne liegt, dürfte mitentscheidend für die Regierungsbeteiligung sein. Wer also möglichst viele Inhalte von Volt in der nächsten Bundesregierung sehen will, der wählt am besten die Grünen.
  2. Programmatische Nähe: Ja, Volt ist uns politisch nah. Sie treten für Klimaschutz ein und für ein starkes Europa. Aber eben genau das machen wir ja auch. Ich gehe sogar so weit und sage: Volt schaut sich viele Positionen bei uns ab. Denn die Volt-Abgeordneten stimmen im Europaparlament nach der Grünen Abstimmungsliste ab. Sie profitieren von der Expertise der Grünen Fraktion. Dann kann man aber auch gleich das Original, also uns Grüne, wählen.
  3. Lila FDP? Ganz ehrlich: Ich finde diesen Vorwurf ein wenig ungerecht. Volt ist deutlich näher bei den Grünen als bei der FDP. Aber Volt setzt beim Klimaschutz deutlich weniger auf sozialen Ausgleich, will die Steuern für die Reichsten und für große Unternehmen deutlich senken und ist für die Nutzung der Atomkraft. Wenn ihr das nicht wollt, dann besser die Grünen wählen.
  4. “Frischer Wind” statt erfahrener Grüner Kräfte? Ich stimme Euch zu. Die dreieinhalb Regierungsjahre waren nicht immer leicht, es gab schmerzhafte Kompromisse und einiges kam uns als Zumutung vor. Aber: Wir saßen in der Regierung. Wir haben Klimaschutz umgesetzt. Wir haben in den vergangenen Jahren wirklich etwas verändert. Dass wir als Junior-Partner in der Regierung nicht 1:1 unser Wahlprogramm umsetzen konnten, ist klar. Aber deswegen jetzt Volt wählen, und darauf vertrauen, dass sie es mit deutlich weniger politischer Erfahrung besser können? Das finde ich falsch. Wir können Klimaschutz besser!
  5. Wir haben Robert Habeck. Und Annalena. Und Cem. Und 114 weitere erfahrene Mitglieder des Bundestages. 

Was denkt ihr? Teilt ihr meine Argumente? Was würdet ihr ergänzen, was seht ihr anders? Schreibt mir gern und Euch allen weiterhin viel Erfolg im Wahlkampf.

Daniel

P.S.: Im Netz kursiert gerade das Video-Interview mit Jung&Naiv, in dem die VOLT-Spitzenkandidat*in inhaltlich keine gute Performance abliefert. Auch wenn ich finde, dass man die wichtigsten Punkte aus dem eigenen Wahlprogramm kennen sollte, ist Häme hier unangebracht. Ich finde es Klasse, wenn junge Menschen sich politisch engagieren und Verantwortung übernehmen wollen. Jungpolitiker*innen dafür zu kritisieren, dass sie keine Profis sind, finde ich falsch.

P.P.S.: “Im Grünen Hinterzimmer – Der Insta-Talk mit Lena Zingsheim-Zobel, Toni Hofreiter und mir geht in die zweite Runde. Wir treffen uns am kommenden Mittwoch (19.2.) um 16h00 auf Instagram. Diesmal sprechen wir über Wahlkampfendspurt, Wahlpartys und die Halbwertzeit von Wahlversprechen. instagram.com/europafreund abonnieren und dabei sein. Wir freuen uns!

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