Besuch in Aachen: Grenze muss geöffnet werden, bevor sie in den Köpfen Fuß fasst
Ich habe heute die deutsch-belgische Grenze in meiner Heimat Lichtenbusch bei Aachen besucht. Der Grenzverlauf wird erst jetzt durch die Grenzschließung von belgischer Seite wieder spürbar. Die Menschen gehen normalerweise selbstverständlich auf beiden Seiten der Grenze einkaufen und arbeiten, sind in Vereinen und haben Freunde, Familie und Liebespartner. Plötzlich werden diese lang überwunden geglaubten Grenzen in der Ortsmitte wieder durchgesetzt. Lokale Medien berichten zudem von einer Zunahme von Ressentiments und Vorurteilen auf beiden Seiten der nun geschlossenen Grenze. Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge.
Wir müssen die Grenzen wieder öffnen bevor sie auch in den Köpfen Fuß fassen. Nur gemeinsam als Europäer*innen können wir diese Krise meistern. Bei geltenden Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen auf beiden Seite einer Grenze, ist der zusätzliche Gewinn der Grenzschließung für die Gesundheit gleich Null. Grenzschließungen hingegen dividieren Menschen unnötig auseinander. Die Zeit der Passierscheine und Schlagbäume muss der Vergangenheit angehören. Die Ausbreitung des Corona-Virus wird nicht durch Grenzschließungen gestoppt.
"Die Zeit der Passierscheine und Schlagbäume muss der Vergangenheit angehören. Die Ausbreitung des Corona-Virus wird nicht durch Grenzschließungen gestoppt."
Die Anweisung der Grenzschließung kam direkt aus dem belgischen Innenministerium. Ein Gespräch mit der belgischen Polizei an der Grenze wurde mit Verweis auf den Innenminister abgelehnt. Begründet wurde die Absage damit, dass die belgische Polizei derzeit nicht mit deutschen EU-Abgeordneten spricht.
Zuvor habe ich im Aachener Stadtteil Brand die Zentrale des Technischen Hilfswerks (THW) besucht. Von dort aus wird die Logistik für den Krisenstab der Städteregion Aachen koordiniert. Seit sechs Wochen sind hier täglich ehrenamtliche Helfer*innen damit beschäftigt Masken und andere dringend benötigte Hygienematerialien nach Aachen zu transportieren und diese in der Städteregion zu verteilen.
Ein riesiges Dankeschön an das enorme Engagement der ehrenamtlichen Helfer*innen. Ohne diesen Einsatz würden wir als Gesellschaft in große Bedrängnis geraten. Das THW in Aachen arbeitet hochprofessionell. Es ist den Menschen hier zu verdanken, dass die Infektionsrate in der Städteregion wieder unter Kontrolle gebracht werden konnte. Dafür verdienen sie unseren vollen Respekt.